Die Liebe für Farbe unter der Haut
Auch wenn Tattoos heutzutage weder eine Seltenheit noch ein Zeichen von Individualität sind, so sind sie für mich doch eine weitere Möglichkeit mein Inneres nach Außen zu kehren und dass sogar dauerhaft.
Mit der Reihe TattooKunst möchte ich Euch besondere Stile und Künstler vorstellen, die meine Haut verziert haben, hoffentlich noch werden oder mich einfach inspirieren.
Da ich viele Komplimente für mein neuestes Kunstwerk bekommen habe, werde ich diesem jungen Künstler meinen ersten Beitrag widmen.
Doch zuerst ein Gedanken meinerseits zum Thema Tattoo:
„Mein“ Tattoo
Wie kommt man zu „seinem“ Tattoo? Hier gibt es bestimmt unterschiedliche Herangehensweisen. Die einen suchen sich ähnlich wie in einem Katalog ein Motiv aus. Andere haben genaue Vorstellungen, teils mit einer tieferen Symbolik dahinter und lassen entwickeln bzw. entwickeln selbst. Wieder andere, und dazu gehöre auch ich, beobachten und folgen unterschiedlichen Künstlern und lassen sich von deren Kunst inspirieren. Immer auf der Suche nach dem einen Tattoo, bei dessen Anblick die Haut schon zu jucken beginnt.
Der beste Weg Künstler und neue Stile zu entdecken ist Pinterest und Instagram.
Da sich die Szene meistens kennt, werden euch so immer wieder neue Künstler vorgeschlagen und ihr gelangt so zu einem unermesslichen Pool an kreativen Ideen.
Einige Künstler veröffentlichen in unregelmäßigen Abständen Vorlagen, für die man sich sozusagen bewerben kann. So fanden auch Tattoo 2 und 4 ihren Platz auf meiner Haut.
Mein erstes Tattoo
Mein erstes Tattoo entstand aus einer Symbolik heraus. Ich verbrachte 12 Monate im schönen Oviedo, Spanien, und lernte wunderbare Menschen kennen! Wir hatten so einen Spaß. Die vier Besten lebten mit mir in einer WG. Fast schon ritualartig malten wir uns jedes Wochenende Sterne ins Gesicht und auf den Körper, bevor wir auf der Calle Mon unser Leben feierten. So kam es, dass meine spanische Freundin Bea und ich den Wunsch nach einer lebenslangen Gemeinsamkeit hegten. Kurz bevor ich das Land verließ, fanden wir einen Tätowierer, der uns für kleines Geld schnell und schmutzig 3 kleine Sterne unter die Haut stich.
Ich bereue sie bis heute kein bisschen, auch wenn sie sicherlich eher schlecht als recht gestochen sind.
Tattoo Nr. 5 – Liebe auf den ersten Blick
Tattoo Nr. 5 – Ich sah es, verliebte mich und hoffte auf ein Comeback auf meiner Haut. Es war sogar so spontan, dass ich keine 24 h nach Veröffentlichung seines Postings bei Facebook schon unter seiner Nadel lag.
Dieser spontane und talentierte junge Mann ist Okan Akgöl.
Ich weiß leider nicht mehr, wie und wann ich ihn entdeckt habe. Aber ich folgte ihm schon eine geraume Zeit auf Facebook und Instagram. Ich finde seine Arbeiten grandios, so lebendig ohne dass dabei Realismus im Vordergrund steht. Aber wie es manchmal so ist, findet man vieles toll, aber es will sich weder eine eigene Idee einstellen noch sind die Angebote das, was zu einem passt.
Mich traf der Blitz auf der Rückfahrt aus unserem Ostsee-Urlaub.
BÄM!
Ich konnte die Stiche schon förmlich auf meiner Haut spüren. Das Motiv der Cherry Blossoms war einfach prädestiniert für meinen Blumenarm.
Sein Studio liegt im Osten von Berlin. Ein gut aussehender Mann begrüßte mich. Das war Okan. Das Lächeln war mir sofort sympathisch.
Ich persönlich finde es wichtig, dass die Chemie zwischen Künstler und „Haut“ stimmt. Immerhin leidet man eine ganz schöne Weile unter der Nadel und ein nettes Gespräch hilft auf jeden Fall das leichter zu ertragen.
Zuerst bestimmten wir den Ort für das schöne Stück, um dann die Größe des Tattoos anzupassen. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch und hatten viel Spaß während seiner Arbeit. Nach 2 h waren wir auch schon fertig.
Für mich hat sich der Schmerz eindeutig ausgezahlt. Ich bin nach wie vor bei jedem Blick in den Spiegel entzückt. Wunderschön! Anders kann ich es gar nicht beschreiben. Seine Arbeit ist auf der Haut genauso präzise wie auf seiner Vorlage. Ich bin ganz begeistert von den kleinen Linien und Punkten und dem Aquarell-Effekt. Genauso hatte ich es mir vorgestellt.
Und nicht nur ich liebe es, sondern auch meinen Mitmenschen ist es aufgefallen und ich habe dafür viele Komplimente eingeheimst. Lieben Dank Dir Okan!
Da es noch einige freie Haut an meinem Arm gibt, die es zu befüllen gilt, habe ich ihn bereits vorgewarnt, dass er noch einmal ran muss. Seine Arbeit ist definitiv eine Wiederholung wert.
Damit ihr noch etwas mehr über Okan erfahrt, habe ich ihn mit ein paar Fragen gelöchert:
Interview
Name: Okan Akgöl
Fanseite FB: https://www.facebook.com/okanakgolartworks
Wohnort: Berlin
Hallo Okan,
verrate mir doch kurz wer Du bist und wie lange du bereits tätowierst.
Ich bin Okan Akgöl, 1986 in Babäski,Türkei, geboren. Ich habe an der Mimar Sinan Kunst Universität bzw. an der UdK Berlin Produkt Design studiert und 2013 nach Berlin gekommen. Seitdem tätowiere ich auch. Momentan mache ich meinen Design Master an der FHP und nebenbei schmücke ich fremde Haut.
Was hat Dich zum Tätowieren gebracht? Was war der Reiz? Worin lagen die Schwierigkeiten am Anfang?
Meine Eltern erzählen immer, dass ich schon gezeichnet habe, bevor ich überhaupt das erste Wort gesprochen habe. Schon sehr früh habe ich mein Interesse an Tätowierungen und die Kunst dahinter entdeckt. Auf dem Gymnasium malte ich für Freunde Henna Tattoos und irgendwann beschloss ich, mir eine richtige Tättoowiermaschine zu besorgen. Ich wollte richtige Tattoos stechen. Etwas Dauerhaftes schaffen. Es macht mich glücklich auf Haut zu zeichnen und mit dieser Kunst mache ich andere sogar glücklich. Aber bis ich die erste Haut verschönern durfte, mussten einige Bananen daran glauben.
Du bist künstlerisch viel unterwegs, was liebst du daran am meisten? Welches Material? Welches Handwerk? Vorlieben?
Ich mag einfach alles, was ich als Material nutzen kann. Es kommt drauf an wo, wann und was. Aber wenn ich einen Favoriten nennen müsste, wäre es der Bleistift.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Meinen Stil würde ich als eine Mischung aus Grafik und Abstrakte Kunst bezeichnen.
Du hast mit Freunden Kaos gegründet. Was ist das? Erzähl uns von diesem Projekt:
KAOS heisst Kreative Arbeitsgemeinschaft OberSchöneweide. KAOS bringt Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen zusammen und bietet seinen Mitgliedern die Möglichkeit mehrere Werkstätten zu nutzen. Mann kann bei KAOS viel von einander lernen und miteinander arbeiten. Dazu gibt es immer wieder tolle Veranstaltungen bei uns auf dem Gelände.
Viele Menschen unterschätzen den Aufwand hinter einem Tattoo. Wieviel Zeit investierst Du in Deine Vorlagen, kreativen Skizzen? Sind das Eingebungen, kreativer Ausbruch? Was inspiriert Dich dabei?
Mich inspiriert meistens die Natur selbst. Wie lange ich an einer Skizze arbeite, kann ich nicht sagen. Es kommt auf das Thema, die Idee, Vorbereitung und meine Vorstellung im Kopf an. Das dauert manchmal eine Weile, da die Idee erst reifen und wachsen muss und dann bricht es aus mir heraus
Bedeutet jedes deiner Tattoos auch etwas für Dich oder zieht Dich mehr die Ästhetik dabei an?
Wenn ich meine Ideen zeichne, dann erfüllen sie auch eine Bedeutung. Ich bringe aber auch gerne die Ideen anderer auf Papier. Es bedeutet mir viel, wenn jemand seine Haut mit meinen Werken schmücken möchte.
Hast Du irgendwelche Vorbilder?
Ich bin offen und sehe was meine Kollegen tun, aber ein bestimmtes Vorbild habe ich dabei nicht.
Würdest Du jemanden Bestimmtes gerne einmal tätowieren?
Für mich ist jeder Mensch ist gleich. Es spielt keine Rolle, ob berühmt oder der einfache Straßenarbeiter von nebenan.
Wo muss man in Deiner Stadt gewesen sein? Egal ob Bar, Club, Café, Museum etc. Erzähle uns Deinen ganz persönlichen Insider.
Auf der Admirals Brücke in Kreuzberg. Oder Hamburgerbahnhof. Und natürlich das KAOS. Wir machen regelmäßig Veranstaltungen mit Grillen, toller Musik und netten Leuten.
Was wolltest du schon immer einmal sagen? Lass es jetzt raus!
Träumen, glauben, machen!
Danke Dir Okan für Deine Zeit und Wort!
Ich hoffe, ich konnte Euch diesen wunderbaren Künstler etwas näherbringen. Für mehr Infos schaut auf seiner Facebook-und Instagram-Seite vorbei.
Ihr seid auch unsterblich in seine Skizzen verliebt? Schreibt ihn an und vielleicht findet ihr Euch auf der Haut wieder.
Ich freue mich auch über Tattoo Inspiration. Über welchen Künstler wollt Ihr mehr erfahren? Welcher Stil fasziniert Euch? Welche Tattoos habt Ihr? Ich freu mich über Kommentare.
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